Flexibel durch Köthen – unsere Lastenrad-Testfamilie im Interview
Flexibel durch Köthen – das Lastenrad im Test
Seit Ende 2023 gibt es in Köthen das Mietlastenradsystem von evhcle. An den Rädern befinden sich kleine Sensorboxen, die bei jeder Ausleihe Infrastrukturdaten der gefahrenen Wege aufzeichnen.
Im September war das R4R-Team auf der Suche nach einer Köthener Familie, die eines der Räder für zwei Wochen im Alltag testete und für das Projekt Wegdaten per Sensorbox aufnahm.
In einem spannenden Interview erzählte uns die Familie von ihren Erfahrungen. Wir wollten wissen, wie sie es im Alltag genutzt haben und welche Vorteile es für die Familie gebracht hat.
R4R: Wie hat sich das Lastenrad auf Ihren Alltag ausgewirkt?
Vater: „Wir haben das Rad fast täglich genutzt, vor allem, um unsere Kinder zu transportieren. Egal, ob zum Kinderarzt, zum Fußballtraining, zum Hockeyspiel oder zu Besuchen bei den Großeltern – das Auto konnte oft stehen bleiben. Auch für kleinere Einkäufe war es super praktisch.“
R4R: Gab es besondere Herausforderungen bei der Nutzung?
Vater: „Die Unterbringung war nicht ganz einfach. Wir mussten das Rad in einem Abstellraum unterbringen, der durch ein paar Stufen schwer zugänglich war. Was ich nicht erwartet hatte, war, wie schwer das Rad tatsächlich ist. Das Hochschieben war daher anstrengender als gedacht. Das lag aber eher an unseren Gegebenheiten als am Rad selbst.“
R4R: Wie flexibel waren Sie mit dem Lastenrad im Vergleich zum Auto?
Vater: „Auf jeden Fall flexibler! Meine Frau braucht das Auto für den Weg zur Arbeit, aber mit dem Lastenrad konnte ich die Kinder problemlos zu ihren Terminen bringen. Es war weniger zeitaufwändig, und durch den E-Motor konnten wir auch längere Strecken schnell und effizient zurücklegen, ohne das Auto zu nutzen.“
R4R: Welche Vorteile bietet ein Lastenrad gegenüber einem normalen Fahrrad oder Auto Ihrer Meinung nach?
Vater: „Man kann viel transportieren und ist trotzdem zügig unterwegs. Besonders gut war, dass wir viele Erledigungen, wie Einkäufe oder Fahrten zu Verwandten, ohne das Auto geschafft haben – und das ohne Zeitverlust.“
R4R: Wie fanden die Kinder die Fahrten im Lastenrad?
Vater: „Die fanden es großartig! Sie waren begeistert davon, wie schnell wir von A nach B gekommen sind. Unser Ältester sagte sogar: ‚Es ist wie Achterbahn fahren!‘ Sie haben sich dabei auch immer sicher gefühlt. Man ist auch mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen. Die Leute hatten stets ein Lächeln im Gesicht, wenn sie die Kids im Fahrrad gesehen haben. "
R4R: Sehen Sie das Lastenrad als familienfreundliche Alternative zum Auto?
Vater: „Definitiv, zumindest für den innerstädtischen Verkehr. Aber auf ein Auto komplett verzichten können wir leider nicht, dafür ist der Arbeitsweg meiner Frau zu weit.“
R4R: Wie bewerten Sie die Fahrrad-Infrastruktur in Köthen?
Vater: „Da gibt es noch Verbesserungsbedarf. Es fehlen sichere Radwege, und vor allem gibt es keine guten Abstellmöglichkeiten für Lastenräder. In größeren Städten wie Jena, wo wir vorher gelebt haben, gibt es bereits spezielle Parkplätze für solche Räder. Das wäre hier auch eine gute Idee.“
R4R: Würden Sie langfristig ein eigenes Lastenrad kaufen?
Vater: „Ja, wir überlegen gerade ernsthaft, eins anzuschaffen oder zumindest zu leihen, besonders für die kommenden Jahre. Unser älteres Kind kommt bald in die Schule, die Kleine bleibt in der Kita – beide Einrichtungen liegen in unterschiedlichen Richtungen. Da wäre das Lastenrad eine große Hilfe, um die Kinder schneller und sicherer zu ihren Einrichtungen zu bringen, ohne dass sie sich allein durch den Verkehr kämpfen müssen.“
R4R: Können Sie sich vorstellen, das Lastenrad in Zukunft regelmäßig zu nutzen?
Vater: „Ja, auf jeden Fall. Für kurze Strecken und Besorgungen in der Stadt ist das Lastenrad eine super Alternative. Für den kompletten Verzicht auf ein Auto reicht es aber nicht, das liegt an unserer beruflichen Situation.“
R4R: Denken Sie, dass Lastenräder in kleineren Städten eine Zukunft haben?
Vater: „Ich denke, dass es von vielen Faktoren abhängt. Es kommt immer auf die Familien an, ob diese Platz für eine Unterbringung haben und vor allem auch das Geld für die Anschaffung aufbringen können. Auch die generelle Einstellung, wie bequem eine Person ist, spielt hier eine Rolle."
R4R: Wie stehen Sie zur Datenerfassung durch die am Lastenrad angebrachten Sensoren – Hat dies Ihre Entscheidung zur Teilnahme oder die Nutzung beeinflusst?"
Vater: „Nein, das hat die Teilnahme nicht beeinflusst. Ich komme aus dem IT-Bereich, daher weiß ich, wie wichtig Daten zur weiteren Forschung und Evaluierung sind."
Vielen Dank für das Interview und die Bereitschaft, unsere Lastenrad-Testfamilie zu sein!
Das Foto hat uns unsere Lastenrad-Testfamilie zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.